„Unsere Dörfer haben Zukunft“ so das Fazit der dreizehnköpfigen Jury des schleswigholsteinischen
Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ unter dem Vorsitz von
Juliane Rumpf von der Akademie für die ländlichen Räume in SH e.V.. „Allen Gemeinden
ist es gelungen, mit viel Kreativität und gelebter Gemeinschaft ihr Dorf zu präsentieren.
Wir sind sehr beeindruckt von dem enormen Einsatz, mit dem die Bürgerinnen und
Bürger ihre Dörfer und Projekte vorgestellt haben“, so das gemeinsame Fazit nach
Bereisung aller für die Endausscheidung nominierten Dörfer.
Die Jury gratuliert den auf den Rängen eins bis drei platzierten Dörfern sehr herzlich und
dankt allen bereisten Dörfern für die kreativen und engagierten zweistündigen
Präsentationen in den vier Themenfeldern. Ein weiteres Lob geht an die insgesamt 38
Dörfer aus Schleswig-Holstein, die sich bei dem Dorfwettbewerb beworben haben.
And the winner is …. die Platzierungen 2025
Die Jury hat nach sorgfältiger Prüfung und intensivem Austausch nun entschieden,
welche Dörfer den Wettbewerb gewonnen haben. Das Siegerdorf erhält ein Preisgeld in
Höhe von 10.000 Euro.
1. Platz: Osterby, 1.089 Einwohner, Kreis Rendsburg-Eckernförde,
2. Platz: Loop, 188 Einwohner, Kreis Rendsburg-Eckernförde,
3. Platz: Brokstedt, 2.182 Einwohner, Kreis Steinburg,
Brügge, 1.142 Einwohner,Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Osterby – Golddorf 2025
Osterby überzeugte die Jury durch eine geradezu mitreißende Präsentation, bei der die enge Dorfgemeinschaft von vielen Mitwirkenden aus verschiedenen Fraktionen, Verbänden und Institutionen mit großem ehrenamtlichen Engagement, Ideenreichtum und Lebensfreude gezeigt und gelebt wurde. Das kommunalpolitische Konzept der Gemeinde hat eine besondere Strahlkraft und kann nach Ansicht der Jurymitglieder anderen als Vorbild dienen. In fünf Arbeitsgruppen engagieren sich Bürgerinnen und Bürger mit ihrer jeweiligen fachlichen Kompetenz und erarbeiten Konzepte und Maßnahmenvorschläge für die Gemeindegremien. Auf diese Weise gelingt es Osterby, mehr Menschen, darunter auch Neuzugezogene, in die politische Arbeit einzubinden und damit demokratische Prozesse zu stärken. Es ist zudem gelungen, in ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäuden attraktive Gewerbebetriebe anzusiedeln. Der Ort hat dabei seinen dörflichen Charakter bewahrt. Das neu eröffnete Dorfgemeinschaftshaus dient als kulturelles und soziales Zentrum und wird durch zahlreiche Angebote intensiv genutzt. Highlight dabei ein extra Raum für Jugendliche mit cooler Kinobestuhlung. Tempo 30 im gesamten Dorf sowie Sozialwohnungen runden das Bild eines lebendigen Dorfes ab, das seine Entwicklung aktiv und erfolgreich gestaltet.
Loop – Silberdorf 2025
Loop ist unter den Nominierten mit 188 Einwohnern das kleinste Dorf, dem es gelingt, sich durch strukturiertes Vorgehen auf das vorhandene Gemeindepotential zu konzentrieren und seine Möglichkeiten optimal auszuschöpfen. Diese in einem eigens produzierten Film aufgezeigte vorbildliche, kluge und engagierte Nutzung der Potenziale hat die Jury besonders beeindruckt. Das neue kleine Dorfgemeinschaftshaus dient als Informationszentrum, außerschulischer Lernort, Begegnungsstätte und Feuerwehrgerätehaus. Ein Mehrgenerationenplatz im Ortszentrum bietet Bewegungs- und Treffpunktmöglichkeit für Jung und Alt. Was größere Gemeinden oft nicht schaffen, in Loop gibt es ein Streetballfeld und eine Rampe für Inlineskater. Dorfbildprägende hunderte von Jahren alte Eichen werden auf Kosten der Gemeinde gepflegt und so als Naturdenkmale erhalten. Bei der Renaturierung des nahe gelegenen Moores hat sich die Dorfgemeinschaft aktiv eingebracht, Flächen erworben, Ökokonten gegründet, die Wiedervernässung proaktiv begleitet und bietet jetzt Natur- und Kulturlehrpfade an. Die wirtschaftliche Grundlage bilden landwirtschaftliche Betriebe und erneuerbare Energieanlagen. Der regelmäßige „Dorffunk“ per Messenger stärkt den Austausch, die unkomplizierten Organisationsstrukturen und kurzen Entscheidungswege führen pragmatische Lösungen herbei.
2025 mit zwei Bronzedörfern
Die Jury hat in diesem Jahr den 3. Platz gleich zweimal vergeben an
Brokstedt und Brügge!
Brokstedt – Bronzedorf 2025
In den letzten fünf Jahren hat Brokstedt viel erreicht. Besonders stolz ist die Gemeinde auf ihren Ehrenamtsfilm, der das hohe Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger in vielen Bereichen zeigt. Die Einstellung einer Vereins- und Ehrenamtskoordinatorin stärkt das Miteinander in Brokstedt zusätzlich. Die Jury sah Neubaugebiete mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, mit Treffpunktmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, mit altersgerechten Wohnungen, sozialem Wohnungsbau und Wohnungen für Jugendliche, die im Ort bleiben möchten, und erfuhr, dass das Dorffest im Neubaugebiet stattfand, um möglichst viele Neuzugezogene schnell in die Dorfgemeinschaft integrieren zu können. Sie sah Kirche mit Pfadfindern und Nachhaltigkeitserziehung, Kindergarten mit „Zauberwald“, sie wanderte einen Teil des Weges, den der Schülerexpress von acht Haltepunkten aus täglich geht oder radelt, gelangte vorbei an Open-Air-Bühne und Verkehrserziehungsplatz schließlich zum Plietschhus, dem kulturellen Zentrum der Gemeinde, hörte dort Kinder begeistert „Wir sind alle Dorfkinder!“ singen, erfuhr über die Aktivitäten des Seniorenbeirats von der Unterstützung von Schülerinnen und Schülern bis zur regelmäßigen Durchführung von Whats App Kursen sowie der Arbeit der Flüchtlingsbeauftragten, erfuhr von dem geplanten Wohlfühlhus für die ärztliche Versorgung, von Klimadialog, Obstbäumen und Blühwiesen. Zusammengefasst sah die Jury Gemeinschaftssinn, Nachhaltigkeit und Fortschritt Hand in Hand gehen. Mit starken Vereinen, moderner Infrastruktur und innovativen Ideen gestaltet Brokstedt proaktiv sein Dorfleben.
Brügge – Bronzedorf 2025
Brügge überzeugte die Jury insbesondere mit der vorbildlichen und beispielhaften Tätigkeit einer Arbeitsgruppe, die alle B-Pläne der letzten 30 Jahre ausgewertet, die darin aufgeführten Ausgleichsflächen der Gemeinde zentral erfasst, kontrolliert, ggfs nicht erbrachte Ausgleichsmaßnahmen nachgefordert und notwendige Pflegemaßnahmen festgelegt hat. Weitere Highlights sind die in einer Arbeitsgruppe erarbeitete umfassende Planung eines Neubaugebiets mit Ausgleichsmaßnahmen im Gemeindegebiet und Solardachpflicht, die Erweiterung der Kinderbetreuung durch einen Kita-Anbau (U3-Gruppe), der Erhalt der Grundschule im Ort, der Schulwald mit grünem Klassenzimmer, die Einführung eines Handy-Info-Messengers für die Brügger Bürger zur Stärkung der Bürgerbeteiligung und -information, die Brügger Box für anonyme Anregungen und Kritik, die gelebte Gemeinschaft mit der Kirchengemeinde und das ehrenamtlich getragene Urzeitmuseum.
Träger und Förderer sehen im Dorfwettbewerb die Chance für mehr!
Neben den Trägern des Landeswettbewerbs - Akademie für die Ländlichen Räume, Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag und LandFrauenVerband Schleswig-Holstein- unterstreichen auch seine Finanzierer - Sparkassen- und Giroverband des Landes sowie Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein – das enorme Potenzial der dörflichen Gemeinden in Schleswig-Holstein. Mit insgesamt 38 Anmeldungen konnte der diesjährige Wettbewerb seit langem wieder eine Rekordzahl verzeichnen. Ein Grund dafür waren u.a. die deutlich vereinfachten Bewerbungsunterlagen.
Bei der Auftaktveranstaltung im Mai haben alle 38 Bewerbergemeinden in einem Feuerwerk aus Ideen und Gemeinschaft deutlich gezeigt, mit welchen besonderen Projekten die Gemeinden sich fit für die Zukunft aufstellen.
Die Träger sind sich einig, dass die besondere Strahlkraft von vielen gemeindlichen Projekten in weiteren Formaten aufgegriffen und multipliziert und dass dieser Landeswettbewerb den Auftakt für ein neues Dörfer-Netzwerk darstellt, welches im weiteren Verlauf verstetigt werden soll.
Vorbildliche Projekte mit Strahlkraft waren in den übrigen besuchten Gemeinden u.a.:
- In Erfde beeindruckte: das kommunale Medizinische Versorgungszentrum, das Biomassekraftwerk mit Wärmenetz für Wohnhäuser im Neubaugebiet und gemeindliche Einrichtungen, das Freibad mit Aufsicht durch 12 ehrenamtliche Rettungsschwimmer, Neubaugebiet mit Mehrfamilienhäusern, Photovoltaik, Erdwärme und Glasfaseranschlüssen, Seniorenwohnanlage mit Spitzenküche, BewegungsKiTa und sozialer Wohnungsbau.
- Klinkrade überraschte die Jury mit einem KI basierten Dorffilm, der alle Highlights modern und erfrischend anders präsentierte, mit der Heizhütte, dem seit 2010 bestehenden Nahwärmenetz, den Naturschutzmaßnahmen der IG Nachhaltigkeit, mit dem unter Beteiligung der Kinder und Jugendlichen neugestalteten Spiel- und Sportplatz sowie der ebenfalls von Kindern und Jugendlichen selbst farbig gestalteten Busbude, zudem mit wertvollen Chroniken und aufgezeichneten Lebensgeschichten der Klinkrader Familien und Wohnhäuser.
- In Klixbüll hatten die Projekte im Sinne der UN Nachhaltigkeitsstrategie große Strahlkraft mit Biogasanlage und Wärmenetz für Wohnhäuser, Gemeindegebäude und Schwimmbad, Bürgerwindparks, Dörpsmobil und Planungen zu Speicherbau und Wasserstoffproduktion, sprechender Drohne der Feuerwehr, zudem Unterricht in klassenübergreifenden Gruppen in der Schule, Schulwald, Stiftungen für Menschen in Not, Sportangebote für Gehandicapte sowie Freibad mit Sessellift für Rollstuhlfahrer.
- In Kollow beeindruckten die Aktivitäten im Naturschutz mit Landschaftsplanung, Knickpflegeförderung, Streuobstwiesen, Rindergilde, weiterhin die Arbeitsgruppe „Lebendiges Kollow“, die Kollower Schmuckstücke, QR-Codes zur Dorfgeschichte und die Wärmegenossenschaft.
- Lunden zeigte eine beispielhafte interkommunale Zusammenarbeit bei der Schule mit Schulhofgestaltung und Erhalt und Förderung des Freibades, auch hier mit sehr großem ehrenamtlichen Engagement der Dorfgemeinschaft.
- Neuenbrook hat beispielhaft gezeigt, wie eine Gemeinde erfolgreich zum kinderfreundlichen Dorf wird, Problemzonen identifiziert und bearbeitet und Junges Wohnen ermöglicht, wie die Dorfkümmerin attraktive Angebote insbesondere für Senioren in Abstimmung mit der Gemeinschaft erarbeitet, wie Dorfentwicklungsausschuss und Förderverein die Gemeinde voranbringen und attraktive Veranstaltungen vorbereiten und durchführen.